WP 13.03.2012

Wp_13-03-2012

Musik als reine Frauensache

Stehende Ovationen für die Kammermusik von Komponistinnen in der Erlöserkirche

Mozart, Händel, Beethoven und Vivaldi dürften jedem bekannt sein. Schließlich haben diese Komponisten mit ihren unvergänglichen Werken Musikgeschichte geschrieben. Logisch dass ihre Namen auch aus den Programmheften hiesiger Musikveranstaltung nicht mehr wegzudenken sind. Doch was sagen die Namen wie Anne Boleyn, Francesca Caccini oder Caterina Assandra? Wahrscheinlich nichts, denn weibliche Komponisten spielten auf dem Parkett musikalischer Hochkultur keine große Rolle. Doch die Ev. Kirchengemeinde Gevelsberg und das Frauenreferat im Kirchenkreis Schwelm wollten dieses Ungleichgewicht zumindest am Sonntag zu Gunsten der Damenwelt verschieben mit einem Kammermusikabend der besonderen Art. Im Programmheft fanden die rund 40 Besucher in der Erlöserkirche tatsächlich ausschließlich weibliche Namen, Namen von Künstlerinnen aus den vergangenen 500 Jahren. „Frauen spielen Musik von Frauen" lautete das Motto.

Buntes Repertoire

Cordula Boy (Alt) , Caroline Voggenreiter (Querflöte), Ruthilde Holzenkamp (Akkordeon) und Maria Christina Witte (Orgel) ernteten für ihre musikalische Rundreise durch die verschiedensten Epochen und Länder dieser Welt eine Menge Applaus. Die vier Damen präsentierten sich in ständig wechelnden Besetzungen auf der Bühne und punkteten mit ihrem bunten und vielfältigen Musik-Repertoire.

Interessant waren vor allem die Geschichten, die hinter den zumeist unbekannten Komponistinnen stecken. Da war zum Beispiel die bereits erwähnte Anne Boleyn. Das Quartett in der Erlöserkirche spielte ihr Werk „0 Deathe, rock me asleepe", das die Ehefrau von König Heinrich VIII. komponiert haben soll, während sie im Gefängnis, nach zwei Fehlgeburten auf ihre Hinrichtung wartete. Oder aber Lili Boulanger, die bereits im zarten Alter von drei Jahren ihren ersten Musikunterricht bekam und die einige Jahre später einen der renommiertesten Musikpreise Frankreichs gewann.

Derweil genossen die vier Musikerinnen in Gevelsberg stehende Ovationen. "Es hat uns eine Freude gemacht, für sie zu spielen", verabschiedeten sie sich, natürlich nicht ohne Zugabe. Doch die Freude an diesem Auftritt war auch auf Seiten der Zuschauer kaum zu übersehen

Malte Schwietering