WAZ 16.05.2006

WAZ_16_05_2006

Verzauberung in der St.-Georgs-Kirche

Caroline Voggenreiter an der Querflöte und Gitarrist Detlef Neumann präsentierten kammermusikalische Raritäten.
Neben einigen Mozart-Meisterwerken gab es vor allem Stücke von wenig bekannten lateinamerikanischen Komponisten

Kammermusikalische Raritäten präsentierten Caroline Voggemeiter an der Querflöte und Gitarrist Detlef Neumann am Wochenende in der St.Georgs- Kirche.

„Souvenirs" heißt dieses Konzert - ein Name, der nicht nur Bezug auf die nachösterliche Zeit nimmt, in der Christen über Tod und das Leben danach nachdenken, sondern auch auf das Programm selbst: Neben Altmeister Mozart spielen die Künstler vor allem Werke wenig bekannter lateinamerikanischer Komponisten des 20. Jahrhunderts.

Ätherisch-schwebende Flötenklänge

Ätherisch-schwebende Flötenklänge zu aparten Latino-Rhythmen stimmen das Publikum bereits in· Carlo Domeniconis Sonatina Mexicana auf die Atmosphäre dieses Abends ein. Neue harmonische Klangfacetten können Mozart-Fans in Detlef Neumanns Bearbeitung der Klaviersonate A-Dur KV 331 für Gitarre und Flöte entdecken: Voll subtil verhaltener Emotionalität gestaltet der vielseitige Gitarrist das romantische Gefühlspathos in den Sätzen „Unruhe“, „Scherzo“ und „Romanze“ aus Johann Kaspar Mertz' Op. 13. Mit unterschiedlichen Nuancen seines Spiels bringt Detlef Neumann auch den wechselvollen Charakter der Variationen über ein Thema von Mozarts op. 9 von Fernando Sor überzeugend zum Ausdruck. Caroline Voggenreiter besticht durch ihre stilsichere Interpretation von Pierre Octave Ferrouds „Toan-Yan“ - einem Werk, das Motive und Harmonien chinesischer Tänze aufgreift, die den Kontrast zwischen Krieg und Frieden veranschaulichen und den Konflikt eines Helden schildern, der den Tod einer militärischen Schande vorzieht.

Archaisch anmutende Harmonien

Fernöstliche Mystik verbindet sich in·diesen durch die Ganztonskalen archaisch anmutenden Harmonien des ·original- chinesischen Themas der Flöte mit rituellen chinesischen Tanzrhythmen. Helle, Licht durchflutete Klangfarben, von Caroline Voggenreiter und Detlef Neumann in wundervollen Phrasierungen gestaltet, klingen aus Jose Luis Merlins „Evocacón y Joropo“ aus seiner Suite del Recuerdo. Die beiden Künstler entließen ihr verzaubertes Publikum mit der heiter-unbeschwerten Sonatina op.205 von Mario Castehmovo-Tedesco.

kfü