WAZ 23.6.2009

waz_23-06-2009

Maurisch und erotisch

Caroline Voggenreiter (Querflöte), Detlef Neumann und Wolfgang Bargel (Gitarre) begeistern beim St. Georgs-Konzert

Südländisches Flair trotz kühler Temperaturen beschwört Caroline Voggenreiter, Querflöte, zusammen mit den Gitarristen Detlef Neumann und Wolfgang Bargel am Samstagabend in St. Georg.

Detlev Neumann und Wolfgang Bargel begeistern bereits in den beiden von ihnen für Gitarren-Duo bearbeiteten Sonaten K 113 und K 380 von Domenico Scarlatti mit differenziertem Anschlag, nuancenreich gegliederten Phrasierungen und einer ausgewogenen Interpretation. Klare Konturen zeichnen auch Caroline Voggenreiters subtil gestaltete Flötenmelodien in Joseph Haydns Trio in D op.2 Nr.2 aus, die sich mit der rhythmisch und stilistisch einfühlsamen Gitarrenbegleitung zu einem aparten Klangbild zusammenfügen. Den unterschiedlichen Charakter der teils kantablen, teils tänzerischen Sätze bringen die Künstler stilsicher zur Geltung. Die nächtliche Stimmung einer südspanischen Stadt lassen Detlev Neumann und Wolfgang Bargel in Isaac Albeniz' Komposition "Cordoba" lebendig werden: In einer rhapsodischen Struktur brechen selbstvergessene, teils träumerische, teils leidenschaftlich-eruptive Zigeunermelodiefragmente mit maurischem Kolorit in einen von ferne erklingenden Choral ein, spiegeln musikalisch die unterschiedlichen kulturellen Einflüsse wieder, die Südspanien prägen.

Feine Abstufungen

Feine dynamische Abstufungen zeichnen auch die Interpretation der von arabischen Harmonien geprägten Komposition "Oriental" von Enrique Granados aus. Energiegeladen strebt Manuel de Fallas "La vida breve" in schnellen, fallenden Melodiefragmenten und Akkorden in rassigen Rhythmen einem markanten Schlusspunkt zu. Höhepunkt des Konzertes ist die Interpretation der Carmen-Suite für Flöte und zwei Gitarren: In Caroline Voggenreiters Händen scheint die Querflöte zu singen wie eine menschliche Stimme: Zutiefst berührend klingt die weltberühmte Habanera der verführerischen Carmen zu dem perlenden Klangfarbenspiel des Gitarrenduos. Unirdisch entrückt wirkt die Zwischenaktmusik, bevor die virtuos gestalteten fallenden Skalen des lasziven Zigeunerliedes pulsierende Erotik versprühen. Mit den zwischen den Polen von Ruhe und Erregung oszillierenden Tangos für Flöte und zwei Gitarren des Argentiniers Astor Piazzolla endet ein fesselndes Konzerterlebnis.

Konstanze Fühlbeck